Decision Model and Notation (DMN) ist ein internationaler Standard der OMG (Object Management Group) zur klaren, strukturierten und nachvollziehbaren Modellierung von Entscheidungen. DMN beschreibt, welche Eingaben und Kriterien in einer Organisation zu einer bestimmten Entscheidung führen und wie diese Entscheidungslogik aufgebaut ist.
Im Mittelpunkt steht die Entscheidungstabelle, in der Regeln übersichtlich formuliert werden: Welche Kombination aus Bedingungen führt zu welchem Ergebnis. Dadurch werden Entscheidungswege, die sonst oft in Textdokumenten, Erfahrungswissen oder unklaren Formulierungen verborgen sind, sichtbar und reproduzierbar.
DMN ist besonders geeignet für Situationen, in denen Entscheidungen regelmäßig auftreten, von regulatorischen Anforderungen betroffen sind oder über Standorte hinweg einheitlich getroffen werden müssen. Die Methode fördert Transparenz, reduziert Interpretationsspielräume und schafft eine Grundlage für automatisierte Entscheidungen in Prozessen.
In der BPM-Suite Aeneis kann DMN für sogenannte Regel-Aufgaben (rule tasks) genutzt werden, um Entscheidungslogiken direkt im Portal zu modellieren. Damit wird DMN zu einem wichtigen Baustein im Zusammenspiel von Prozessmanagement, Governance und Compliance.
Wie unterscheiden sich BPMN und DMN und was haben beide gemeinsam?
Unterschiede zwischen BPMN und DMN
Fokus: BPMN beschreibt Abläufe, also wie ein Prozess Schritt für Schritt funktioniert. DMN modelliert die Entscheidungsregeln, die innerhalb eines Prozesses angewendet werden.
Darstellung: In BPMN werden Aktivitäten, Rollen, Ereignisse und Gateways dargestellt, während DMN mit Entscheidungstabellen und Decision Requirements Diagrams arbeitet.
Fragestellung: BPMN beantwortet die Frage, wie ein Prozess ausgeführt wird. DMN beantwortet, warum eine bestimmte Entscheidung so getroffen wird.
Einsatzgebiet: BPMN wird vor allem für die Prozessgestaltung eingesetzt, DMN für die Standardisierung und Transparenz von Regeln und Bewertungskriterien.
Gemeinsamkeiten von BPMN und DMN
Beide sind Standards der Object Management Group und weltweit anerkannt.
Beide machen Unternehmenslogik verständlich und strukturiert nachvollziehbar.
Beide unterstützen Automatisierung: BPMN auf Ebene der Abläufe, DMN auf Ebene der Entscheidungen.
Beide ergänzen sich in Aeneis ideal, weil Prozesse und Entscheidungsmodelle gemeinsam ein vollständiges, prozessorientiertes Managementsystem ergeben.
Wie wird DMN in Aeneis konkret unterstützt?
In Aeneis steht der Diagrammtyp DMN (Decision Model and Notation) zur Verfügung, um Entscheidungslogiken innerhalb von Prozessen klar und nachvollziehbar abzubilden. DMN kann dort in Regel-Aufgaben (rule tasks) verwendet werden, also in Aktivitäten, bei denen nicht nur der Ablauf entscheidend ist, sondern eine verbindliche Entscheidung getroffen werden muss.
So funktioniert der Einsatz in der Praxis:
Identifikation: Im Prozessmodell werden die Aufgaben identifiziert, bei denen Entscheidungslogik standardisiert ablaufen soll, etwa Risikoklassifizierungen, Freigabeentscheidungen oder Eskalationsregeln.
Modellierung: In der DMN-Ansicht wird eine Entscheidungstabelle erstellt, in der Eingabekriterien (z. B. Risikohöhe, Eintrittswahrscheinlichkeit) definiert sind sowie die möglichen Ergebnisse (z. B. Maßnahme erforderlich, Risiko akzeptieren). Parallel dazu kann ein Decision Requirements Diagram (DRD) dargestellt werden, das aufzeigt, wie mehrere Entscheidungen voneinander abhängen.
Integration: Die modellierte Entscheidung wird mit der Regel-Aktivität (dem Prozessschritt) verknüpft, sodass klar wird: Hier wird diese Entscheidung anhand dieser Regel getroffen, bevor der Prozess weitergeführt wird.
Dokumentation und Steuerung: Die Entscheidungslogik ist im Unternehmensmodell hinterlegt, nachverfolgbar, versionierbar und kann für Audits, QM, ISMS oder Risikomanagement herangezogen werden.
Modellierte DMN-Tabelle in Aeneis
Durch diesen Ansatz verbessert Aeneis das Zusammenspiel von Prozesssteuerung und Entscheidungsmanagement: Prozesse bleiben klar, Verantwortlichkeiten transparent und Regeln verbindlich.
Warum ist DMN für Prozess-, Risiko-, Informationssicherheits- und Qualitätsverantwortliche relevant?
Entscheidungen werden nicht mehr versteckt in Prozessbeschreibungen oder Dokumentenhaufen, sondern klar modelliert: Inputs, Regeln, Outputs.
Audit‐ und Revisionssicherheit steigt: Entscheidungslogiken sind nachvollziehbar, versioniert und verbindlich.
Standardisierung über Standorte hinweg wird möglich: Gleiche Logik, gleiche Entscheidungsergebnisse.
Schnittstelle zwischen Prozessmodellierung und GRC-Steuerung: Entscheidungen sind ein Teil der Prozesssteuerung und des Risikocontrollings.
Gerade in stark regulierten Branchen, wie Finanzwesen, kritische Infrastrukturen (KRITIS), Energie, Gesundheitswesen oder Maschinenbau, ist die konsistente Entscheidungsfindung ein zentraler Baustein für Compliance, Sicherheit und Effizienz.
Was sind typische Use Cases von DMN in regulierten Branchen?
Hier einige exemplarische Szenarien:
Im ISMS: Klassifizierung eines Sicherheitsvorfalls nach Schadenskriterium, Eintrittswahrscheinlichkeit und Steuerungsmaßnahmen → Regeln modelliert mit DMN.
Im Risikomanagement: Entscheidung, ob ein Risiko akzeptiert, gemindert oder eskaliert wird. Entscheidungstabellen in Aeneis-DMN definieren die Kriterien.
Im QM: Freigabeverfahren für Produkte im Maschinenbau: Kriterien wie Prüfergebnis, Kundenanforderung, Lieferantenzertifizierung führen zur Freigabe oder Sperrung.
In der Finanzbranche: Automatisierte Bewertung von Compliance-Vorgängen: Aktivitäten aus RegelTasks, Entscheidungstabellen mit DMN in Aeneis.
In KRITIS / Energie: Eskalationslogiken im Betrieb kritischer Infrastruktur: Modelle zur Entscheidung, ob ein Vorfall meldepflichtig ist, und welche Maßnahmen gelten.
In all diesen Fällen sorgt DMN in Aeneis dafür, dass Entscheidungen nicht lose bleiben oder inkonsistent getroffen werden, sondern systematisch modelliert und integriert sind.
Erfolgskritische Prozesse verstehen, optimieren und absichern.
Nutzen Sie das verbesserte Verständnis, um eine Grundlage für die Prozessoptimierung zu schaffen.